Leistung und Schule in Dänemark : Perspektiven auf den Leistungsbegriff
Diese Arbeit untersucht empirisch, wie sich gesellschaftliche Vorstellungen von Leistung in Richtlinien und Praxis der dänischen Grundschule widerspiegeln. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwieweit der Leistungsbegriff durch bildungstraditionelle Konzepte, kulturelle Werte und internationale Standards geprägt ist. Zentral sind dabei die gesellschaftlichen Leitbilder Janteloven, ‘Hygge’ und ‘Folkelig’ sowie die Grundtvig'sche Bildungstradition, die zunehmend durch standardisierende Reformen herausgefordert wird. Vier qualitative Interviews mit Fachpersonen und ehemaligen Schüler:innen in Dänemark liefern subjektive Perspektiven auf schulische Leistung, welche mittels inhaltsanalytischer Verfahren nach Mayring ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass das dänische Leistungsverständnis einen hybriden Charakter hat: I) Es bewegt sich im Spannungsfeld zwischen nationaler Bildungstradition und internationalen Vergleichsmassstäben, II) zwischen sozialer Teilhabe und schulischer Leistung sowie III) zwischen Gleichheitsorientierung und individueller Förderung. Die Analyse zeigt, dass der dänische Leistungsbegriff nicht eindeutig definiert ist, sondern vielfältig, widersprüchlich und kulturell tief verankert erscheint. Während traditionelle Werte wie Gemeinschaft und Demokratieerziehung formal und in der Praxis hochgehalten werden, gewinnen leistungsorientierte Reformen zunehmend an Einfluss. Offen bleibt, wie dieses Spannungsfeld langfristig aufgelöst werden kann und welche Konsequenzen sich daraus für die Bildungssystem ergeben.