Klang wird Beziehung : Musiktherapie zur Förderung sozialer Interaktion bei frühkindlichem Autismus

Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Musiktherapie gezielt die soziale In-teraktion bei Kindern mit frühkindlichem Autismus fördern kann. Ausgehend von der Erkennt-nis, dass Sprache in diesem Kontext meist nur eingeschränkt zur Verfügung steht, wird unter-sucht, inwiefern musikalische Mittel als alternative Form der Beziehungsgestaltung dienen können. Im Zentrum steht das EBQ-Instrument von Karin Schumacher und Claudine Calvet. Dieses teilt kindliche Beziehungsfähigkeit in sieben Modi ein und wird zur Einschätzung sowie therapeutischen Gestaltung von Interaktion genutzt.
Die Arbeit basiert auf einer Literaturanalyse und wird durch ein Interview mit der Musikthera-peutin Barbara Pfister ergänzt, deren Aussagen praxisnahe Perspektiven und tiefere Einblicke in den musiktherapeutischen Alltag ermöglichen. Darüber hinaus fliessen wenige, eigene Er-fahrungen aus dem sonderpädagogischen Praktikum an der Tagesschule von der Stiftung Kronbühl (Wittenbach) mit ein, die den theoretischen Rahmen durch eigene Beobachtungen erweitern.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Musiktherapie über spezifische Methoden wie Situationslie-der, themenzentrierte Improvisation, rhythmische Begleitung und klangliches Spiegeln Zu-gänge zum Kind schaffen kann. Besonders dort, wo sprachliche Therapieformen an ihre Gren-zen stossen. Die musikalische Interaktion erlaubt es dem Kind, sich wahrgenommen zu fühlen, eigene Impulse zu setzen und schrittweise in eine wechselseitige Beziehung zu treten. Das EBQ-Modell erweist sich dabei als hilfreiches Werkzeug, um die therapeutische Haltung zu schärfen und Interventionen gezielt durchzuführen. Gleichzeitig wird deutlich, dass Musikthe-rapie keine universelle Lösung darstellt, sondern eingebettet sein muss in ein interdisziplinäres Gesamtkonzept, das medizinische, psychologische und pädagogische Aspekte berücksichtigt. Im schulischen Kontext kann das Denken in Interaktionsmodi zudem dabei helfen, kindliches Verhalten differenzierter zu interpretieren, etwa in Frustrationsmomenten, in welchen sich Schüler:innen zeitweise aus dem Unterrichtsgeschehen zurückziehen. Die Perspektive des EBQ fördert hier ein verstehendes, beziehungsorientiertes pädagogisches Handeln. Insge-samt unterstreicht die Arbeit die therapeutische wie bildungspraktische Relevanz der Musik-therapie und spricht sich für eine stärkere institutionelle Anerkennung, sowie eine intensivere Verankerung entwicklungspsychologischer Modelle, wie dem EBQ in der Lehrer:innenbildung aus.

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