Intergenerationelle Sichtweisen auf kindlichen Förderbedarf

Die vorliegende Arbeit untersucht aus intergenerationeller Perspektive, welche Sichtweisen Eltern und Grosseltern auf den kognitiven, emotionalen und sozialen Förderbedarf von Kindern vertreten. Der Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass im schulischen Alltag häufig unterschiedliche Vorstellungen über Förderung bestehen, insbesondere zwischen verschiedenen Generationen innerhalb der Familie. Ziel der Arbeit war es herauszufinden, ob und inwiefern sich die Sichtweisen von Eltern und Grosseltern unterscheiden, welche Faktoren diese beeinflussen und welche Bedeutung dies für die pädagogische Praxis hat. Zur Beantwortung der Fragestellung wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt. Die Datenerhebung erfolgte mithilfe von halbstrukturierten Interviews mit Eltern und Grosseltern. Die Auswertung der Interviews erfolgte anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Eltern und Grosseltern in ihren grundlegenden Einschätzungen über den Förderbedarf weitgehend einig sind, insbesondere in Bezug auf die Bedeutung emotionaler und sozialer Förderung. Unterschiede zeigen sich jedoch in den Begründungen dieser Sichtweisen. Während Eltern ihre Haltung oft mit eigenen Reflexionen und pädagogischem Wissen begründen, stützen sich Grosseltern stärker auf lebenspraktische Erfahrungen und traditionelle Werte. In der Diskussion wurde deutlich, dass nicht die Förderziele selbst zu Spannungen führen, sondern die unterschiedlichen Argumentationsmuster und Bezugspunkte. Für die pädagogische Praxis ergibt sich daraus die Notwendigkeit, generationenspezifische Haltungen ernst zu nehmen und in der Zusammenarbeit mit Familien gezielt auf unterschiedliche biografische Prägungen einzugehen. Zudem wurden Überlegungen angestellt, wie diese Erkenntnisse in Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen sowie in die schulische Elternarbeit integriert werden können. Abschliessend werden Vorschläge für weiterführende Forschung gemacht, etwa zur Perspektive der Kinder selbst oder zur Rolle kultureller Werte in der Wahrnehmung von Förderung. Auch methodische Weiterentwicklungen, wie eine Ausweitung der Stichprobe oder eine Kombination mit anderen qualitativen Verfahren, werden diskutiert.

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