Religionsbezogener Unterricht an der Primarschule : ein Vergleich zwischen Spanien und der Schweiz

Diese Bachelorarbeit untersucht vergleichend, wie Schülerinnen und Schüler in der Primarschule in Spanien und der Schweiz an das Thema Religionen herangeführt werden. Im Zentrum steht die Frage, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich in den religionsbezogenen Bildungsansätzen beider Länder zeigen. Die Analyse basiert auf einer Literaturarbeit und stützt sich auf gesetzliche Grundlagen, Lehrpläne, Lehrmittel, auf eine quantitative Studie, sowie auf explorative Interviews mit Fachpersonen aus Barcelona. Das Erkenntnisinteresse liegt in der Gegenüberstellung zweier unterschiedlich strukturierter Bildungssysteme. Während die Primarschule in der Schweiz mit dem Fachbereich «Ethik, Religionen, Gemeinschaft» (ERG) im Lehrplan 21 einen bekenntnisunabhängigen, kompetenzorientierten Zugang verfolgt, ist der religionsbezogene Unterricht in den Primarschulen Spaniens konfessionell geprägt, insbesondere durch das Konkordat mit dem Vatikan. Zwar bietet das neu entwickelte Pflichtfach «Educación en Valores Cívicos y Éticos» (EVCE) ethische Orientierung, ersetzt jedoch keinen religionskundlichen Unterricht im engeren Sinne. Obwohl die LOMLOE durch eine Kann-Bestimmung die Möglichkeit eröffnet, einen bekenntnisunabhängigen, religionskundlichen Unterricht zur Kultur der Religionen einzuführen, wird diese Option bislang kaum genutzt. Ein solcher Unterricht ist im spanischen Primarschulbereich derzeit nicht systematisch vorgesehen und bleibt abhängig von der Initiative der Schulen und Lehrpersonen. Damit zeigt sich eine klare Antwort auf die Forschungsfrage: Die beiden Länder verfolgen unterschiedliche Ansätze zum religionsbezogenen Unterricht im Primarschulsystem. Während die Schweiz religionskundliche Bildung verbindlich in ihr Schulsystem integriert hat, bestehen in Spanien zwar rechtliche Möglichkeiten, deren Umsetzung jedoch bisher ausbleibt. Die Arbeit diskutiert zudem Zukunftsperspektiven für den religionsbezogenen Unterricht in Spanien anhand von drei Modellen des Rechtswissenschaftlers Galguera (2018, S. 112–113). Besonders das dritte Modell, welches sich am religionskundlichen Ansatz der Schweiz orientiert, erscheint als zukunftsweisende Alternative, um auf gesellschaftliche Entwicklungen, wie Säkularisierung und religiöse Pluralität, angemessen zu reagieren. Ein methodischer Hinweis betrifft die Gültigkeit der Erkenntnisse. Zwar gelten rechtliche Grundlagen, wie die spanische Verfassung und das LOMLOE-Gesetz landesweit, doch verfügen die autonomen Regionen, wie Katalonien, über eigene Lehrpläne. Diese Arbeit berücksichtigt sowohl nationale Quellen als auch empirisches Material aus Katalonien (Interviews, regionale Studie). Zentrale strukturelle Befunde lassen sich verallgemeinern, während Aussagen zur Umsetzung regional differenziert betrachtet werden müssen.

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