Stigmatisierungspotential von integrierten Sonderschüler:innen in der Regelschule
Diese qualitative Arbeit mit dem Titel «Stigmatisierungspotential von integrierten Sonderschüler:innen in der Regelschule» verfolgt das primäre Ziel, zu untersuchen, ob integrierte Sonderschüler:innen in der Regelschule von Lehrpersonen, Eltern, Mitschüler:innen oder Fachpersonen stigmatisiert werden. Im Zentrum dieser Arbeit steht die Forschungsfrage, wie sich aus Sicht von Expert:innen im Bildungsbereich Stigmatisierungen gegenüber integrierten Sonderschüler:innen in der Regelschule zeigen. Die wichtigsten Ergebnisse wurden durch die theoretischen Grundlagen zum Thema «Inklusion» und «Stigmatisierungen» sowie den Expert:inneninterviews erlangt. Anhand zweier leitfadengestützter Expert:inneninterviews mit einer Lehrperson und einer Schulpsychologin konnten praxisnahes Wissen sowie differenzierte Perspektiven zum Stigmatisierungsphänomen gewonnen werden. Die Auswertung der Interviews erfolgte anhand einer induktiven Inhaltsanalyse nach Mayring. Ziel war es, wiederkehrende Muster, Deutungen und strukturelle Zusammenhänge sichtbar zu machen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Stigmatisierungen im schulischen Kontext auf verschiedenen Ebenen existieren. Die Lehrperson schildert konkrete Vorurteile gegenüber ihrem integrierten Sonderschüler. Es zeigen sich klare Unterschiede in ihrer Haltung, dies im Gegensatz zur Schulpsychologin. Die Schulpsychologin betrachtet das Thema reflektierter und hebt die strukturellen Dimensionen von Stigmatisierung hervor. Sie betont, dass sie Stigmatisierungen direkt nicht wahrnimmt und erklärt, dass eine individuelle Haltung zu Vorurteilen führen kann. Beide Expertinnen betonen, dass gesellschaftliche und bildungspolitische Rahmenbedingungen nicht passen würden. Durch mangelnde Aufklärung und Sensibilisierung für den Umgang mit Kindern mit einem Sonderstatus entsteht eine Ohnmacht und Überforderung, was in Stigmatisierung enden kann. Dies führt dazu, dass sich Lehrpersonen selbstständig besser informieren und Weiterbildungen besuchen sollten. Zudem sollte die Ausbildung zur Pädagogin das Thema «Inklusion» sowie auch das «Stigmatisierungspotential» behandeln, sodass die Überforderung geringer ist. Aus diesen Ergebnissen haben sich offene Fragen ergeben. Inwiefern ist die Belastung durch die steigende Anzahl Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten noch tragbar für die Lehrperson und wo sind die Grenzen der praktischen Umsetzung der Inklusion im Schulalltag? Weiterführende Forschung sollte untersuchen, inwiefern Stigmatisierungen auch Ausdruck struktureller Überforderung sind und welche Rolle gesellschaftliche Rahmenbedingungen bei der nachhaltigen Umsetzung von Inklusion spielen.