Der Wald als Lernumgebung : Für ein Kind mit einer sozialen Bindungsstörung mit Enthemmung
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit einem Kind mit der Diagnose «soziale Bindungsstörung mit Enthemmung» im Rahmen von Waldunterricht. Dabei werden zwei zentrale Forschungsbereiche miteinander verknüpft: die Bindungsstörung und der Wald als Lernumgebung. Im Mittelpunkt steht die Fragestellung: Wie erfährt ein Kind mit einer diagnostizierten sozialen Bindungsstörung mit Enthemmung den Unterricht im Wald? Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine qualitative Einzelfallstudie durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte durch eine nicht-teilnehmende Beobachtung sowie qualitativen Interviews mit dem Kind und der Lehrperson. Die Auswertung der Daten wurde mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring durchgeführt, wobei sowohl deduktiv als auch induktiv Kategorien gebildet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass der Waldunterricht für das untersuchte Kind sowohl herausfordernd als auch entwicklungsfördernd ist. Insbesondere exekutive Funktionen wie Emotionsregulation, Impulskontrolle und Problemlösefähigkeit konnten im freien Lernraum Wald beobachtet werden. Zudem begünstigt die naturnahe Umgebung soziale Interaktionen, was sich positiv auf die Entwicklung des Selbstkonzepts des Kindes auswirkt. Die Verlässlichkeit der Beziehung zur Lehrperson sowie eine klare Struktur erwiesen sich als zentrale Voraussetzungen, damit sich das Kind sicher fühlt und exploratives Verhalten zeigen kann. Die Arbeit diskutiert, dass der Wald als pädagogisches Setting besonders für Kinder mit sozial-emotionalen Herausforderungen geeignet sein kann, vorausgesetzt, es ist in eine verlässliche Struktur eingebettet. Da es sich um eine Einzelfallstudie handelt, sind die Ergebnisse nicht generalisierbar. Das Verhalten und Erleben des Kindes wird von individuellen Faktoren beeinflusst, die für die Ergebnisse eine zentrale Rolle spielen und daher berücksichtigt werden müssen. Eine Langzeitstudie könnte hier wertvolle Einsichten liefern. Weitere Forschungen mit grösseren Stichproben und einer gezielten Berücksichtigung dieser Faktoren wären sinnvoll, um tiefere und allgemeinere Erkenntnisse zu gewinnen.