Schüler:innen als Marionetten des Bildungssystems

Diese Bachelorarbeit untersucht die Forschungsfrage: «Wie zeigt sich Foucaults Konzept der Disziplinarmacht in der Lehrpersonen-Schüler:innen-Interaktion im Schweizer Schulsystem?» Ausgehend von dieser Frage werden die Mechanismen der Disziplinarmacht, insbesondere Überwachung, Normierung, Sanktionierung und Selbstdisziplinierung, theoretisch erarbeitet und im Kontext des schulischen Alltags analysiert. Die Arbeit basiert auf einer literaturbasierten Analyse. Neben Michel Foucaults Theorie werden ergänzende Perspektiven von Althusser, Illich, Helsper, Gehring und Gelhard einbezogen. Um den Praxisbezug zu sichern, werden bildungspolitische Dokumente (z. B. Lehrplan 21, Schweizer Bildungsbericht 2023), rechtliche Grundlagen und empirische Studien (z. B. Frei) berücksichtigt. Die Analyse zeigt, dass Disziplinarmacht auch heute noch tief im Schulalltag verankert ist, etwa durch räumliche und zeitliche Strukturen, Leistungsbewertungen, Regeln, Rituale, Normen sowie digitale Überwachungsformen. Schüler:innen internalisieren diese Mechanismen häufig unbewusst, was zu Selbstkontrolle, Leistungsdruck und einer hierarchischen Selbstwahrnehmung führt. Zudem trägt schulische Normierung zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten bei. Lehrpersonen befinden sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen pädagogischer Unterstützung und machtausübender Kontrolle. Als Gegenmodell werden alternative Schulkonzepte wie die Summerhill-Schule, Sudbury-Schulen und reformpädagogische Ansätze (u. a. Dewey und Montessori) vorgestellt, die auf Mitbestimmung, Freiheit und intrinsische Motivation setzen. Sie zeigen, dass Bildung auch jenseits klassischer Disziplinierungsmechanismen möglich ist, allerdings nicht ohne Herausforderungen bleibt. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Disziplinarmacht im schulischen Kontext ambivalent ist: Sie kann Struktur und Sicherheit ermöglichen, aber auch die Freiheit und Individualität der Lernenden einschränken. Eine bewusste Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen im Schulalltag ist notwendig, um pädagogische Freiräume zu schaffen, die angstfreies und selbstbestimmtes Lernen ermöglichen. Für weiterführende Forschungen wird empfohlen, insbesondere die Perspektiven von Schüler:innen und Lehrpersonen einzubeziehen, um die Wirkung der Disziplinarmacht im heutigen Bildungssystem empirisch zu erfassen und differenziert zu reflektieren.

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