Kunst als Mittel zur Sprachförderung bei Kindern mit selektivem Mutismus

Kinder mit selektivem Mutismus stehen im schulischen Kontext vor grossen Herausforderungen, da sie zwar über Sprachfähigkeiten verfügen, diese aber in bestimmten sozialen Situationen nicht nutzen können. Vor diesem Hintergrund untersucht diese Arbeit die Frage, welche Ansätze im Kunstunterricht die Sprachentwicklung und soziale Inklusion dieser Kinder fördern können. Die theoretische Grundlage bildet eine interdisziplinäre Perspektive aus Kunstpädagogik, Sprachförderung und Mutismustherapie. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine qualitative Untersuchung mittels leitfadengestützter Interviews mit vier Fachpersonen aus den Bereichen Kunsttherapie, Logopädie, Mutismustherapie und schulischer Heilpädagogik durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden in einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet und mit theoretischen Konzepten abgeglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass künstlerische Methoden eine wertvolle Unterstützung für Kinder mit selektivem Mutismus darstellen können, insbesondere als Medium der nonverbalen Kommunikation und des Beziehungsaufbaus. Kunst ermöglicht es, Gefühle und Gedanken auszudrücken, ohne unmittelbare sprachliche Anforderungen zu stellen, und schafft so einen geschützten Raum, in dem Kinder sich öffnen können. Allerdings wurde auch deutlich, dass Kunst allein nicht ausreicht, um Sprachblockaden zu lösen. Eine gezielte Verknüpfung mit logopädischen und psychotherapeutischen Ansätzen ist erforderlich, um langfristige sprachliche Fortschritte zu ermöglichen. Darüber hinaus zeigte sich, dass künstlerische Gruppenprojekte die soziale Integration mutistischer Kinder stärken können, indem sie ein gemeinschaftliches Erleben und eine aktive Beteiligung ermöglichen. Dennoch bleibt unklar, inwiefern diese Gruppenaktivitäten tatsächlich zu mehr Sprachproduktion führen oder primär das Zugehörigkeitsgefühl stärken. Die Untersuchung verdeutlicht, dass künstlerische Methoden ein vielseitiges, aber kein universelles Förderinstrument sind. Ihre Wirksamkeit hängt stark von der individuellen Reaktion des Kindes, dem pädagogischen Setting und der interdisziplinären Zusammenarbeit ab. Die Arbeit schliesst mit der Empfehlung, Kunst als unterstützendes Element in ein umfassenderes Förderkonzept einzubinden und weitere Forschung zur langfristigen Effektivität dieser Methoden durchzuführen.

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