Berufsausstieg im Berufseinstieg : Über den Berufsausstieg von Junglehrpersonen

19 % der Junglehrpersonen treten in den ersten fünf Jahren des Berufseinstiegs (vgl. Bundesamt für Statistik, 2014, S. 19) aus ihrer Lehrtätigkeit aus und orientieren sich beruflich neu. In Anbetracht des Lehrpersonenmangels und der doppelten Tragik, dass sowohl der Staat als auch die Junglehrperson viele Ressourcen in die Ausbildung investieren (vgl. Bundesamt für Statistik, 2022, S. 28), ist es nötig, die Beweggründe für den Berufsausstieg von Junglehrpersonen besser zu verstehen. Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Biografien und insbesondere den Berufsausstieg mit den dominierenden Entscheidungsprozessen von Junglehrpersonen zu untersuchen. Die übergeordnete Forschungsfrage lautet: Welches sind die Beweggründe für den Berufsausstieg von Junglehrpersonen? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird der Begriff Junglehrperson nach dem Phasenmodell von Hubermann auf die dreijährige „Überlebensphase“ eingegrenzt (vgl. Huberman, 1989). Unter der Vorstrukturierung des Forschungsfeldes nach Sandmeier et al. wird der Fokus auf die soziologische und psychologische Professionsforschung gelegt (vgl. 2018), wobei mit Stufen- und Phasenmodellen, den Anforderungen an eine Lehrperson nach Keller-Schneider (vgl. 2008, S. 68) und dem Berufswahlmodell FIT-Choice-Modell gearbeitet wird. Durch die empirischen Resultate von Herzog et al. können die theoretischen Modelle in einen Kontext gesetzt werden. Dabei spielt auch die Belastung bei 50 % der Ausstiegsmotive eine wichtige Rolle (vgl. 2007, S. 242 ff.). Mithilfe dieses Vorwissens werden durch narrativ-biografische Interviews fünf Aussteigerinnen und Aussteiger nach den Motiven für ihren Ausstieg qualitativ befragt. Die Biografien werden mithilfe der Narrationsanalyse ausgewertet und porträtiert. Zusätzlich schafft die qualitative Inhaltsanalyse einen kategorischen Vergleich innerhalb der fünf Interviews und einen deduktiven Abgleich mit den theoretischen Erkenntnissen. Die Ergebnisse der Interviews zeigen, dass die Berufsausstiegsgründe vordergründig oft mit Zugmotivationen wie Interessenverschiebungen oder privaten Gründen/Umständen für einen Berufswechsel begründet werden. Es konnte allerdings auch aufgezeigt werden, dass beim Entscheidungsprozess bei allen fünf Junglehrpersonen die Belastung eine große Rolle spielte, diese jedoch nur teils als direkter Grund für den Ausstieg angegeben wurde. Hier wird empfohlen, sich genauer mit der Vielschichtigkeit und Dynamik der Ausstiegsgründe auseinanderzusetzen, insbesondere bei der Betrachtung der Belastung der Aussteigerinnen und Aussteiger.

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