“Die Lernmaschinen waren ... ein Zückerchen” : das Gelfinger Schulexperiment von 1968 bis 1972
Initiantinnen und Initianten von Schulreformen warteten meist mit ambitionierten Versprechen wie Effizienzsteigerung, Individualisierung oder Humanisierung auf. So auch in der Unterrichtstechnologiedebatte der 1960er und 1970er Jahre, in der die Wortführenden dank neuer Unterrichtsmedien wie Schulfernsehen, Sprachlabore oder sogenannter Lernmaschinen u.a. eine Effizienzsteigerung des Unterrichts versprachen und mitunter gar die baldige Ersetzbarkeit von Lehrkräften durch Maschinen prophezeiten. Während jüngst die “Digitalisierung” der Schulen ausgiebig diskutiert wird und bereits einige Studien zu Unterrichtstechnologien im zwanzigstes Jahrhundert vorliegen, ist die Bedeutung von Technologien für den Schulalltag bisher weitgehend unerforscht geblieben. In einer Fallstudie untersucht der Beitrag eines der seltenen Schulexperimente mit Lernmaschinen, das von 1968 bis 1972 im Schweizer Dorf Gelfingen im Kanton Luzern durchgeführt wurde. Gefragt wird nach den Umständen des Beginns, Verlaufs und Ausgangs des Experiments sowie nach der Bedeutung der Lernmaschinen im Schulalltag. Dabei geraten die Mechanismen von Schulreformen am Beispiel eines avancierten Schulexperiments ins Blickfeld der Untersuchung.