Emotionsregulation zwischen Kindern des gleichen und anderen Geschlechts

Als Komponenten der emotionalen Kompetenzen spielen der Emotionsausdruck und die Emotionsregulationsstrategien eine wichtige Rolle bezüglich der sozialen Interaktionen und der Zieleerreichung. Defizite in den emotionalen Kompetenzen, beispielsweise durch maladaptive Emotionsregulationsstrategien, gelten als Risikofaktor für verschiedene Entwicklungsbereiche in der Kindheit. In der vorliegenden Arbeit werden der Emotionsausdruck und die Emotionsregulation der Kinder im Zusammenhang mit dem Geschlechteraspekt untersucht.

Anhand einer qualitativen Untersuchung wird der Frage nachgegangen, ob sich in dyadischen Spielsituationen von Kindern geschlechtsspezifische Emotionsregulationsstrategien und Emotionsausdrücke zeigen. Außerdem wird die Rolle der emotionalen Kompetenzen für die Interaktionsverläufe zwischen den Kindern untersucht, wobei vor allem die nonverbale Kommunikation in den Fokus genommen wird. Dafür wurden Videos aus den Daten der EmUStudie aus der Spielsituation „Hexbugs“ selektiert. Anhand von sechs Videosequenzen mit vier Zielkindern im Spielgruppenalter und jeweils gleich- und gemischtgeschlechtlichen Zusammensetzungen fand die Auswertung mit der Dokumentarischen Methode nach Bohnsack statt. In Bezug auf den Emotionsausdruck und die Emotionsregulationsstrategien konnten in
den Sequenzen kaum Geschlechterunterschiede zwischen den Spielpartner:innen festgestellt werden. Die Imitation stellte jedoch eine Ausnahme dar, da sie wesentlich häufiger bei Mädchen zu beobachten war. Geschlechterunabhängig zeigten die Kinder die Emotionen Freude und Frustration und wendeten vor allem die Emotionsregulationsstrategien der Ablenkung und die Suche nach sozialer Unterstützung an. Die fehlenden Geschlechtermuster legen nahe, dass andere Faktoren, wie beispielsweise das Temperament, der Kontext oder die Peer Reaktionen, einen größeren Einfluss auf die emotionalen Kompetenzen der Kinder haben als das Geschlecht. Durch unterstützende oder nicht-unterstützende Reaktionen beeinflussen die Kinder ihre Peers im Emotionsausdruck und den Emotionsregulationsstrategien. Des Weiteren zeigte sich, dass die Kinder durch den bewussten Einsatz von Emotionen die Interaktionen steuern und initiieren können. In Bezug auf die Rolle der emotionalen Kompetenzen in Interaktionen konnten drei Typiken herausgearbeitet werden.

Die Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit zeigen die enge Verknüpfung der emotionalen mit den sozialen Kompetenzen. Die Bedeutung von funktionalen Emotionsregulationsstrategien und der Einfluss von Peers auf die emotionalen Kompetenzen sind bereits im Vorschulalter von zentraler Wichtigkeit. Außerdem werden die interindividuellen Unterschiede zwischen den Kindern im Vergleich zu den Unterschieden zwischen den Geschlechtern deutlich.

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