Rekonstruktion der Kindergartengeschichte von Tägerwilen

Die Betrachtung von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen, sowie die Entwicklung der Region bedingten die historische Rekonstruktion der Kindergartengeschichte in Tägerwilen. Weiter spielt auch das soziale Phänomen des Verhältnisses zwischen Staat und Privatperson eine Rolle. Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Besonderheiten der Kindergartengeschichte in Tägerwilen aufzuzeigen. Im Prozess der Arbeit wurde der Schwerpunkt der Kindergartengeschichte in Tägerwilen auf die Entstehung der Kleinkinderschule 1837 gelegt und genauer betrachtet. Daher lautet die Forschungsfrage für die vorliegende Arbeit „Welche Besonderheiten aus heutiger Sicht zeichnete die Kleinkinderschule in Tägerwilen aus?“. Um die Fragestellung beantworten zu können, wurde mit Quellen und Literatur gearbeitet. Die Quellen stammten grösstenteils aus dem Schularchiv von Tägerwilen und wurden gemäss Haas (2023) analysiert und ausgewertet. Um eine möglichst klare Rekonstruktion der Kleinkinderschule in Tägerwilen zu erhalten, wurde passende Literatur beigezogen, welche die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse darstellt.
Kleinkinderschulen waren vorschulische Institutionen, welche den Auftrag hatten, Kinder zu erziehen (Miller, o. J.). Die Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren, sollten neben dem Spielen auch lernen. So wurden sie im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. Als Vorbild für die Kleinkinderschulen galten die englischen „infant schools“. Sie entstanden anfangs des 19. Jahrhunderts und waren zunächst für Kinder gedacht, bei denen die Mutter arbeiten musste und keine Zeit hatte, die Kinderbetreuung selbst zu übernehmen (Witzig, 2002, S. 19). Dieser Umstand wurde durch die Industrialisierung im Verlauf des 19. Jahrhunderts verstärkt, da viele Mütter in den Fabriken arbeiteten. Die Kleinkinderschule in Tägerwilen war die Erste im Kanton Thurgau und war Vorbild für nachfolgende Kleinkinderschulen in diesem Kanton (Bär, 1988, S. 30–31). Die Familie von Scherer aus Tägerwilen rief die gemeinnützige Institution ins Leben und finanzierte die Kleinkinderschule über einen Fond. Gemeinnützige Institutionen hatten in der Geschichte der Kleinkinderschulen und später des Kindergartens noch lange Bestand (Giger, König & Surber, 1999, S. 264–265). In Tägerwilen war es eine wohltätige Familie, welche die Kleinkinderschule gründete und finanzierte. In der Schweiz stand gemäss Witzig (2002, S. 20) hinter vielen weiteren Institutionen die Schweizerische gemeinnützige Gesellschaft (SGG), welche die Finanzierung gewährleistete. Es etablierten sich zwei Ausrichtungen zur Führung von Kleinkinderschulen. Einerseits war die Führung nach der Pestalozzi Pädagogik zentral, andererseits wurde der Disziplinierung der Kinder grosse Wichtigkeit beigemessen. Gründe für die Entstehung von Einrichtungen für Kleinkinder waren vor allem die Armut der Massen, die Trennung von Haus und Arbeit, der Wandel der Familien und der immer höher werdende Stellenwert der Kinder (Berger, 2022). Zudem entwickelte sich die Schule zu Beginn des 19. Jahrhunderts essenziell weiter. Neben den Kleinkinderschulen entwickelte sich auch der Kindergarten, welchem die Pädagogik von Fröbel zu Grunde lag (Wit-zig, 2002, S. 20).

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