Mundart oder Standarddeutsch? : Die Bedeutung der Varietätenwahl der Lehrperson für DaZ-Kinder
Die Sprachförderung im Kindergarten findet vorwiegend mündlich und alltagsintegriert statt. In der Deutschschweiz ergibt sich durch die Diglossie ein Spannungsfeld zwischen mit Mundart assoziierter sozialer Integration und an Standarddeutsch gekoppelten schulischen Erfolg. Vor diesem Hintergrund wird der Frage nachgegangen, welche Varietät die Lehrperson wann und wem gegenüber wählt und welche Bedeutung dieses (sprachliche) Handeln für Kinder mit einer anderen Erstsprache als Deutsch hat. Im Rahmen der Studierendenpartizipation am Forschungsprojekt «AllBi» wurde über die Methode der Videosequenzanalyse das Lehrpersonenhandeln in Alltagsgesprächen in zwei Thurgauer Kindergärten untersucht. Bei beiden Lehrpersonen wurde eine gewisse Inkonsequenz im Gebrauch von Mundart und Standarddeutsch beobachtet. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die (vermeintliche) Unterstützung von Kindern mit DaZ-Förderbedarf häufig durch adressat:innen bezogenes Standarddeutschsprechen erfolgt. Diskutiert wird der Zusammenhang von Codeswitching und Mechanismen des Othering. Die höhere Interaktionsqualität nach einer Weiterbildung der Lehrperson rückt das Potential der Multimodalität in den Fokus.