Unterschiede zwischen Kindern mit höherer und niedrigerer Selbstwirksamkeit
Die vorliegende Untersuchung setzt sich mit der Frage auseinander, inwiefern es Unterschiede zwischen Kindern mit höherer Selbstwirksamkeit und Kindern mit niedrigerer Selbstwirksamkeit gibt. Um dieser Frage nachzugehen, wurden Daten aus 5. und 6. Klassen im Kanton Thurgau mittels Fragebogen und einem Experiment erhoben und ausgewertet. Im Fokus steht dabei die personale Ressource der Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten und Leistungen im Zusammenhang mit dem Konzept der allgemeinen Selbstwirksamkeit. Die Daten sind für alle 5. und 6. Klassen im altersdurchmischten Lernen des Kantons Thurgau gültig. Die Ergebnisse zeigen, dass es einen Unterschied zwischen Kindern mit höherer und Kindern mit niedriger Selbstwirksamkeit gibt. Die Kinder mit höherer Selbstwirksamkeit schätzen ihre Leistung vor dem Erbringen einer Leistung realistischer ein als Kinder mit niedriger Selbstwirksamkeit. Das heisst, ihre Einschätzungen entsprechen eher den tatsächlich erbrachten Leistungen. Im Rahmen dieser Untersuchung konnte nicht festgestellt werden, dass Kinder mit höherer Selbstwirksamkeit bessere Leistungen innerhalb eines Gütemassstabs erbringen oder sich vor dem Erbringen einer Leistung bessere Resultate zuschreiben. Allerdings zeigen die Ergebnisse dieser Untersuchung, dass es geschlechterspezifische Unterschiede in Bezug auf die Höhe der Selbsteinschätzung gibt. Die Jungen schätzen ihre Leistung vor dem Erbringen der Leistung innerhalb des Gütemassstabs besser ein als die Mädchen. Ebenfalls haben die Jungen eine bessere Zeugnisnote im Fachbereich Bewegung und Sport. Es liessen sich keine geschlechterspezifischen Unterschiede bezüglich der Leistung oder der allgemeinen Selbstwirksamkeit feststellen. Die sich daraus ergebende Konsequenz für die Praxis in der Schule ist, dass eine hohe Selbstwirksamkeit ein wünschenswertes Erziehungsziel darstellt. Die Kinder setzen sich dadurch realistische Ziele und erleben häufiger Erfolg, was im Umkehrschluss wieder die Selbstwirksamkeit stärkt.