Zwischen Wald & Worten : Sprachbildung im facettenreichen Grünen
Die vorliegende Bachelorarbeit widmet sich der Forschungsfrage «Weshalb haben Kinder, die im Vorschulalter regelmässig im Wald unterrichtet werden, bessere sprachliche Kompetenzen als Kinder, die ausschliesslich im Kindergarten unterrichtet werden?», welche im Rahmen einer Literaturarbeit untersucht wurde. Die Sichtung, Analyse und Auswahl zahlreicher Quellen ermöglichten einen umfassenden Überblick über die Thematik. Da die sprachlichen Kompetenzen ein weitreichendes Themengebiet sind, wurde der Fokus auf die Erweiterung des Wortschatzes sowie auf die kommunikativ-sprachlichen Fähigkeiten gelegt. Diese Arbeit belegt, dass die reiche und vielfältige Umgebung des Waldes, welche multisensorische Erfahrungen ermöglicht, ideal für die Erweiterung des Wortschatzes ist. Es wird festgestellt, dass unvorhergesehene Situationen in der Natur emotionale Reaktionen bei Kindern auslösen, die zu einem erhöhten Mitteilungsbedürfnis führen. Darüber hinaus wird argumentiert, dass die Natur andere Fähigkeiten erfordert als der konventionelle Unterricht, was vielfältige Auswirkungen auf das einzelne Kind, die Gruppe und die Lehrperson hat. Insgesamt trägt es dazu bei, dass die Beziehungen gestärkt werden, in denen die kommunikativ-sprachlichen Fähigkeiten gefördert werden. Für die Stärkung der Peerbeziehungen wird ausserdem hervorgehoben, dass das Übungsfeld im Wald ideal für den Aufbau von emotionalen Kompetenzen ist, da im Wald eine grössere Variabilität von Emotionen erlebt werden als in Innenräumen. Dies ist insbesondere zentral, da die Peerbeziehungen als Motor für die kommunikativ-sprachlichen Fähigkeiten sind, wozu emotionale Kompetenzen grundlegend sind. Darüber hinaus wird erläutert, dass die «losen» Dinge der Natur, bspw. Stöcke, Steine oder Erde die Kooperations- und Problemlösefähigkeiten sowie die Fähigkeit zu Teamwork fördern, welche zentrale Aspekte für gelingende Beziehungen darstellen. Es wird festgestellt, dass eine diverse Umgebung mit wechselnden Topographien und einer Vielzahl dieser verschiedenen «losen» Dinge die Fantasie fördert, was dazu führt, dass Kinder häufiger in die Aktivität des Rollenspiels eintauchen. Dies hat einen signifikanten Einfluss auf die Erweiterung des Wortschatzes und die kommunikativ-sprachlichen Fähigkeiten. Die Arbeit schliesst mit der Feststellung, dass bei der Auswahl des Waldortes auf diese fantasieanregende Vielfältigkeit geachtet werden muss. Es bleibt jedoch unklar, ob möglicherweise eine Umgebung wie ein Garten oder eine alte Kiesgrube aufgrund ähnlicher Vielfalt ähnliche Wirkungsweisen zeigen könnte. Weitere Studien sind notwendig, um zu klären, welche spezifischen Landschaftselemente in der Umgebung notwendig sind und wie die genauen Wirkungsweisen von Umgebung, Fantasie und Rollenspiel sind. In Anbetracht dessen, dass die sprachlichen Fähigkeiten über den allgemeinen Schulerfolg eines Kindes entscheiden, kommt der Sprachbildung in einer vielseitigen, anregungsreichen und komplexen Umgebung eine bedeutende Rolle zu. Der Waldunterricht sollte sich entsprechend den Modellen der skandinavischen Länder im Schulalltag noch mehr etablieren.