Ritualisierung an einem Bewegungsanlass : Eine ethnografische Untersuchung einer lokalen Ausscheidung des UBS Kids Cup Team

Wie es der Titel der Arbeit bereits zu erkennen gibt, behandelt die vorliegende Bachelorarbeit das Thema der Ritualisierung in Bezug auf einen Bewegungsanlass. Für den Bewegungsanlass wurde auf die lokale Ausscheidung des UBS Kids Cup Team in Stein am Rhein fokussiert und diese in Verbindung mit einer teilnehmenden Beobachtung untersucht. Dabei handelt es sich um eine ethnografische Forschungsmethode. Der Anlass selbst wird von den Organisator als «spielerischer, actionreicher Indoor-Teamwettkampf während der Wintersaison» beschrieben. Dabei richtet sich der Wettkampf an Kinder und Jugendliche zwischen sieben und fünfzehn Jahren und beinhaltet ausschliesslich leichtathletische Disziplinen, welche es in Teams aus fünf bis sechs Personen zu bestreiten gilt (UBS Kids Cup, 2023a). Die Ritualisierung wurde für die Untersuchung in zwei Hauptkomponenten geteilt. Einerseits, in Anlehnung an Goffman (1989) in den Aspekt der rituellen Rahmung und andererseits mit Bezug auf Bell (1992) in ritualisierten Praktiken. Die rituelle Rahmung wurde mit den Überlegungen von Bell (1997) zur Nichtbeliebigkeit und den damit einhergehenden Charakteristika der Nichtbeliebigkeit ergänzt. Da es sich beim UBS Kids Cup Team um einen Gruppenwettkampf handelt, wurde besonderen Fokus auf die Kollektivität der ritualisierten Praktiken gelegt und demzufolge kollektive ritualisierte Praktiken in den Fokus der Arbeit gerückt. Daraus leitete sich die Hauptfragestellung ab, inwiefern der rituelle Rahmen der lokalen Ausscheidung des UBS Kids Cup Team mit den beobachteten kollektiv ritualisierten Praktiken zusammenhängt.

Der Prozess der Datenerhebung lässt sich in die eigentliche Beobachtung, das nachfolgende Erstellen eines Feldprotokolls, dessen Analyse mit Hilfe von Codes und die Ausarbeitung von Schlüsselstellen gliedern. Aus diesem Prozess zeigt sich für den Aspekt des rituellen Rahmens, dass dieser durch ein enges Zusammenspiel der Charakteristika der Nichtbeliebigkeit beschrieben werden kann. Der formalisierte, regelgeleitete und beständige Charakter der Rahmung gründet vor allem in geteiltem, kollektivem Wissen. Letzteres ist unter anderem Voraussetzung dafür, dass sich am UBS Kids Cup Team spezifische Verhaltensnormen ausbildeten. Sofern diese eingehalten wurden, ist anzunehmen, dass ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit vermittelt und somit das kollektive Miteinander gefördert wurde. In Bezug auf den zweiten Aspekt – die kollektiven ritualisierten Praktiken – konnte gezeigt werden, dass sie am Bewegungsanlass unter anderem für die Rhythmisierung von zeitlichen und sozialen Abläufen zuständig waren. Ebenso nahmen sie starken Bezug auf die Wettkämpfe und die damit verbundenen Stresssituationen. So konnten für die Phasen vor, während und nach den Wettkämpfen spezifische kollektive ritualisierte Praktiken festgestellt werden. In jeder Phase wurde die Stärkung des sozialen Zusammenhalts als besonders relevant wahrgenommen.

Das Zusammenbringen der Ergebnisse der beiden Aspekte, welche der Ritualisierung zu Grunde liegen, zeigte, dass besonders die rituelle Rahmung im Stande war, die kollektiven ritualisierten Praktiken zu beeinflussen. Der Rahmung war es durch den nichtbeliebigen Charakter, die gemeinschaftlichen Handlungsvorstellungen sowie die positive Wirkung auf das soziale Miteinander möglich, die kollektiven rituellen Praktiken zu prägen. Eine Beeinflussung in die andere Richtung zu zeigen, war nicht in fundierter Weise möglich. Schliesslich soll noch angemerkt werden, dass sich die gewonnen Erkenntnisse nur in sehr geringem Masse auf weitere (sportliche) Anlässe übertragen lassen. Dafür wären weiterführende und mehrfache ethnografische Untersuchungen des UBS Kids Cup Team nötig.

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