Vergleich sozialer Nachteile in Schulsystemen : Erkenntnisse der Chancengerechtigkeit im Schweizer Schulsystem unter Einbezug des englischen Bildungssystems
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich soziale Nachteile im Schweizer Schulsystem auswirken. Unter Einbezug des englischen Bildungssystems werden Antworten für eine chancengerechte Bildung gesucht. Das methodische Vorgehen ist die Auswertung aktueller PISA-Studien 2022 und Bildungsberichte 2023. Anhand des exogenen Einflusses durch den sozioökonomischen Status werden die beiden Bildungssysteme miteinander verglichen und analysiert.
Die PISA-Studie 2022 hat Erkenntnisse über die Auswirkung des sozioökonomischen Status von Eltern auf die mathematischen Schulleistungen der Kinder geliefert. Das Vereinigte Königreich (489 Punkten) und die Schweiz (508 Punkte) schnitten bei den mathematischen Leistungen besser als der Durchschnitt aller Mitgliedsländer (472 Punkte) ab. Unter Einbezug des sozioökonomischen Status liegt die Schweiz über dem Durchschnittswert aller Mitgliedsländer von 15%. Die Bildungschancen nach dem Einfluss des sozioökonomischen Status (21%) werden daher in der Schweiz als nicht fair eingestuft. Das englische Bildungssystem wird aufgrund der Daten des sozioökonomischen Status (11%) als fair erachtet. Die Schweiz zeigt durch das Erreichen einer hohen mathematischen Durchschnittsleistung trotz grossem Einfluss durch den sozioökonomischen Status ein interessantes Abbild. Diese Varianz kann die gute Qualität der staatlichen Schweizer Schulen unterstreichen.
Der schweizerische Bildungsbericht 2023 hat Aufschlüsse über die Berufswahl bezogen auf den sozioökonomischen Status gegeben. Die leistungsstärksten Schüler und Schülerinnen mit hohem sozioökonomischem Status erwägen mit einer Wahrscheinlichkeit von 21% einen Übertritt an ein Langzeitgymnasium. Nur 8% der leistungsstärksten sozioökonomisch benachteiligten Schüler und Schülerinnen sprechen sich hingegen für eine weiterführende Schulbildung aus. Das englische Institut für fiskalische Studien (IFS) hat Teilnehmer der höchsten Schulabschlüsse befragt und nach dem sozioökonomischen Status ausgewertet. Von den Befragten mit hohem sozioökonomischem Status haben 49% der Befragten einen Universitätsabschluss erreicht. Nur 17% der sozioökonomisch benachteiligten Teilnehmer erarbeiteten sich einen Universitätsabschluss. Beide Ländern zeigen eine starke Beeinflussung durch den sozioökonomischen Status auf die Wahl einer weiterführenden Schule. Der sozioökonomischen Status hat daher auch Auswirkungen auf das Leben nach der Schulausbildung.
Die frühzeitige Erkennung von Defiziten könnte den sozial benachteiligten Kindern zu einer chancengerechten Bildung verhelfen. Es würde sich daher lohnen, die Thematik der sozialen Nachteile in einem nächsten Schritt auch von der Seite der Förderung bestehender individueller Fähigkeiten zu analysieren.