Lebenslauf als Metapher und Medium
Die Metapher vom Lauf des Lebens findet sich bereits bei Cicero und beim Apostel Paulus. In ihr geht es um Einsatz, Übung und Bewährung im Dienste einer überindividuellen Sache. Im Gelehrtenlatein des späten Mittelalters steht "Curriculum" bereits für das, was heute auch im Englischen mit diesem Wort bezeichnet wird: Studiengang, Lehrgang, Kurs und Lehrplan. Das Curriculum Vitae überträgt die Anforderungen an Studienleistungen auf die Anforderungen des Lebens. Im Zuge der Umstellung der gesellschaftlichen Beobachtung von Personen von Herkunft auf Karriere übernimmt der Lebenslauf anders als die Biographie keine literarischen, sondern bürokratische Funktionen. Er "zählt" die Individuen anhand karriererelevanter Ereignisse in Raum und Zeit und ordnet sie zu Kohorten und Generationen auf. Als Kommunikationsmedium gesehen, formiert der Lebenslauf die Adressen (im Sinne von Ansprechbarkeiten) von Personen. Abschliessend diskutiert der Beitrag, ob und inwiefern sich Wissen als Form im Medium des Lebenslaufs begreifen lässt.