Freie Rede? : Über den Lärm der Gesellschaft und den Lärm der Politik
Das Verhältnis von Bildung und Demokratie ist ein schwieriges. Das gilt umso mehr, wenn man Bildung noch klassisch als Selbstkultivierung versteht und nicht nur an Kompetenzerwerb denkt. Mein Vortrag greift ein Fragment aus diesem Komplex heraus: die freie Rede. Sie galt einst als tragendes Element nicht nur der Bildung, sondern der Demokratie schlechthin. Erst in der Spätmoderne hat die Redefreiheit ihre Konturen verloren, seitdem sie zwar zusammen mit Meinungs- und Pressefreiheit noch erwähnt, aber gar nicht mehr als etwas Eigenständiges verstanden wird. Dieser Bedeutungsverlust macht sich vor allem an Hochschulen und Universitäten bemerkbar. Den Provokationen akademischen Redens, die unter Schlagworten wie „Wokeness“ oder „Cancel Culture“ durch die Medienlandschaft gepeitscht werden, stehen die Akademien eher ratlos gegenüber. Literatur: • Brosziewski, Achim: Lebenslauf, Medien, Lernen. Skizzen einer systemtheoretischen Bildungssoziologie. Weinheim 2023 (Kap. „Akademische Freiheiten“). • Bruford, Walter Horace: The German Tradition of Self-Cultivation. ‘Bildung’ from Humboldt to Thomas Mann. Cambridge 1975.