Asperger-Syndrom in Regelklassen -Wie man als Lehrperson unterstützen kann

Autismus in einer Regelschule – Auf den ersten Blick scheint es unmöglich zu sein. Doch schon mit einfachen Unterstützungsmassnahmen können Inklusionen gelingen. Dafür ist es essenziell, Autismus zu verstehen, um die passenden Hilfestellungen als Lehrperson für das autistische Kind zu finden.
Die vorliegende Bachelorarbeit geht der Frage «Wie kann man als Lehrperson den Unterricht gestalten, sodass er unterstützend auf Schülerinnen und Schüler mit einer Autismus Spektrum Störung (ASS) wirkt?» nach. Mit unterstützend ist gemeint, wie man die Defizite, die durch ASS entstehen, so ausgleichen kann, dass die Kinder möglichst gleiche Lernchancen haben wie andere, neurotypische, Schülerinnen und Schüler. Dafür wurden Literaturrecherchen aufgenommen. Es gibt keine abschliessende Antwort auf die Fragestellung. Es ist aber essenziell, dass die Lehrperson sich immer über die Stärken und Schwächen des autistischen Kindes bewusst ist, damit sie diese berücksichtigen und darauf eingehen kann. Eine Inklusion kann verschieden aussehen und muss immer individuell auf das Kind mit ASS angepasst werden, damit die Grundvoraussetzung für Chancengerechtigkeit geschaffen werden kann.
Die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen: Der evidenzbasierte Förderansatz «TEACCH» hat sich als geeignet für den integrativen Regelunterricht erwiesen. Dies, weil der TEACCH-Ansatz neben einer Visualisierung des Lerninhaltes auch eine zeitliche sowie räumliche Strukturierung des Lernprozesses ermöglicht. Visualisierung meint den Einsatz von To-Do-Listen und bildlichen Darstellungen der Arbeitsschritte im Unterricht. Zeitliche Strukturierung meint die Anwendung von Time Timern, welche Arbeitsbeginn und Arbeitsende darstellen. Räumliche Strukturierung meint hingegen einen vorstrukturierten Arbeitsplatz, wobei der Lernende von links nach rechts arbeitet und die bearbeiteten Aufgaben in den «Fertigkorb» legt. Demnach unterstützt der TEACCH-Ansatz die exekutiven Funktionen, d.h. die Arbeitsplanung. Der TEACCH-Ansatz ermöglicht auf diese Weise ein selbstständiges Lernen, welches essenziell für eine gelingende Inklusion ist. Social Stories sind kurze Bildergeschichten, welche dem Lernenden mit ASS helfen die Perspektive anderer einzunehmen. Die dargestellten Alltagsituationen verdeutlichen erwartetes Verhalten und implizite Regeln. Auf diese Weise kann das Sozialverhalten und die Interaktion des Kindes mit ASS gestärkt werden; zwei Bereiche, welche signifikant für eine erfolgreiche Inklusion sind. Der Ansatz nach PECS (Picture Exchange Communication System) unterstützt die eigenständige Kommunikation. Bei PECS handelt es sich ebenfalls um einen evidenzbasierten Förderansatz, wobei die Zusammenarbeit mit einer Schulischen Heilpädagogin notwendig ist. Schliesslich gilt es, das Spezialinteresse des Kindes zum Ausgangspunkt des Lernangebotes zu machen. Dies, weil empirische Studien nachweisen konnten, dass die Auseinandersetzung mit dem Interessensgebiet einen positiven Einfluss auf die exekutiven Funktionen, das Sozialverhalten und die Kommunikation hat. Hierbei kann die Lehrperson das Motivationssystem «Tokensystem» anwenden, wobei der Lernende fünfzehn Minuten lang konzentriert arbeitet und danach der Lehrperson von seinem Spezialinteresse erzählen darf.
Offen bleibt die Frage, warum generell mehr Jungen als Mädchen mit dem Asperger-Syndrom diagnostiziert werden. Daraus resultiert die Frage, wie die Kriterien für das Asperger-Syndrom angepasst werden können, sodass Mädchen leichter und schneller diagnostiziert werden. Eine weitere Fokusfrage, welche sich daraus ergibt, ist, ob sich andere Fördermassnahmen für Mädchen mit ASS als unterstützend erweisen als für Jungen.
Eine stetige Weiterentwicklung im Bereich Autismus ist von Nöten. Wenn mehr Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler, Eltern und weitere Schulangehörige für das Thema Autismus sensibilisiert werden, können vermehrt Inklusionen stattfinden. Dafür sind weitere Schulungen und Forschungen notwendig.

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