Wo ist denn nun das Steuerrad der Schule? : Zur pädagogischen Neutralisierung eines Managementvokabulars

ORCID
0000-0001-5168-4711
GND
11445504X
Zugehörigkeit
Pädagogische Hochschule Thurgau
Brosziewski, Achim

Der Beitrag prüft den Anspruch des Konzeptes der Steuerung von Bildungssystemen, wissenschaftlich fundiert zu sein (Abschnitt 1). Dabei erweist sich, dass Systemsteuerung unmöglich ist. Zielvorgaben erlauben bestenfalls Detailsteuerungen – , und für sie gilt das eiserne Gesetz der scharfen Auswahl jener Details, die man justieren möchte. Dieses Gesetz wirkt auch im Fall des schweizerischen Programms «Überprüfung der Erreichung der Grundkompetenzen» (EDK, 2013). Der zweite Abschnitt zeigt am Beispiel der Rolle von Schulleitungen auf, dass eine rollentheoretische Auffassung von Bildungssteuerungen ebenfalls unhaltbar ist. Man müsste Hierarchien von Positionen und von Ebenen unterstellen, die sich in der Wirklichkeit nicht auffinden lassen. Schulleitungen sind vornehmlich mit Führungsproblemen befasst, für die Steuerungsvorgaben sowohl Leitlinien als auch Hindernisse darstellen können. Beide Diskussionen münden in die Zentralthese meines Beitrags: Sobald Steuerung sich auf Bildungsqualitäten und auf Führungsungewissheiten einlassen muss, verstrickt sie sich ins pädagogische Kernmetier, und der Steuerungsjargon verfängt sich in der pädagogisch betreuten Sprache von Förderung, Entwicklung, Begleitung und Unterstützung. Eher spekulativ vermutet der dritte und abschliessende Teil, dass mit der Einführung von Kompetenzskalen in den didaktischen Betrieb der Schule zwar keine Steuerung, aber doch eine nachhaltige Irritation des Systems der organisierten Bildung und der pädagogischen Semantik zu verzeichnen ist.

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