Von Bildung zu Kompetenz : Semantische Verschiebungen in den Selbstbeschreibungen des Erziehungssystems
Mein Beitrag analysiert die auffällige Konjunktur des Kompetenzbegriffs als eine semantische Verschiebung innerhalb der Selbstbeschreibungen des Erziehungssystems. Kompetenz wird mithin nicht als ein Begriff gesehen, der „objektiv“ gegebene Sachverhalte für die Wissenschaft „abbildet“ und auf andere „objektive“ Sachverhalte verweist, etwa auf das vermeintliche Aufkommen einer „Wissensgesellschaft“, die zunehmend auf Kompetenzen angewiesen sei. Mein Vorgehen liegt vielmehr im Rahmen einer methodologischen Tradition, die man als wissenssoziologisch bezeichnen kann. Das Wissen, das um den Begriff der Kompetenz versammelt, verdichtet und verkettet wird, wird als das Wissen eines bestimmten sozialen Systems angesehen, namentlich des Erziehungssystems. Allerdings wird die soziale Referenz anders als in früheren wissenssoziologischen Ansätzen nicht in Ideologie oder in Interessen, auch nicht in der Lebenswelt typisierbarer Individuen gesucht. Vielmehr tritt der schon erwähnte Begriff der Selbstbeschreibung in die Funktionsstelle, die soziale Referenz des fraglichen Wissens zu bezeichnen.